Taximord: Einbrecher prügeln Justizopfer

Peter Heidegger saß acht Jahre unschuldig in Haft. In der Nacht auf Montag wurde er in seinem Haus zusammengeschlagen.

GMUNDEN (red.). Ein rätselhaftes Verbrechen beschäftigt derzeit die Kriminalpolizei in Oberösterreich: Nicht weniger als fünf vermummte Schläger sollen in den frühen Morgenstunden des Montags in ein Einfamilienhaus in Steyrermühl (Bezirk Gmunden) eingedrungen sein. Dabei wurde laut Polizei der Hausbesitzer, Peter Heidegger (35), in seinem Schlafzimmer mit einer Stahlrute verprügelt. Heidegger wurde dadurch bekannt, dass er acht Jahre lang unschuldig in Haft saß. Ihm war 1993 vorgeworfen worden, die Salzburger Taxilenkerin Claudia Deubler erschossen zu haben.

Zuvor hatten die noch unbekannten Männer, die Sturmmasken übergezogen hatten, die Reifen eines geparkten Lkw und eines Traktors zerstochen. Die beiden Fahrzeuge parkten unmittelbar vor dem Haus. Dann stiegen sie ins Wohnhaus ein, indem sie die Glasscheibe der Terrassentür zerschlugen. Auch im Haus dürften die Täter mit einigen Gegenständen nicht zimperlich umgegangen sein. Es entstand Sachschaden.

Nach der Tat gelang den Männern die Flucht. Von ihnen fehlte am Montag noch jede Spur. Das Opfer, das auch mit Faustschlägen traktiert und dabei leicht verletzt wurde, kann sich laut Polizei den nächtlichen Angriff nicht erklären. Er dürfte aber mit dem Fall der ermordeten Frau zusammenhängen. Jetzt wird überlegt, Heidegger unter Polizeischutz zu stellen.

Heidegger saß von 1993 bis 2001 schuldlos in Haft. Ihm war vorgeworfen worden, am 5. Juli 1993 die Salzburger Taxilenkerin bei einem Baggersee in Wals (Salzburg) erschossen zu haben. Der damals 19-jährige Präsenzdiener wurde verhaftet, ein Augenzeuge will ihn in der Tatnacht aufgegabelt und im Auto mitgenommen haben. Heidegger legt – unter dem Druck der damaligen Ermittler, wie er später sagt – ein Geständnis ab. Zwei Wochen später widerruft er das allerdings, er sei zu Hause in Gmunden gewesen. Dennoch wird er wegen Raubmordes zu 20 Jahren Haft verurteilt.

 Prozess wird heute fortgesetzt

1994 berichtet ein Salzburger der Polizei, sein Bekannter habe den Mord verübt. Die Polizei ermittelt zwar, schenkt dieser Aussage aber keinen Glauben. Im Jänner 2001 wird einem Antrag des Heidegger-Verteidigers auf Wiederaufnahme des Verfahrens stattgegeben. Am 11. Mai 2002 wird sein mandant schließlich aus der Haft entlassen. In einem Prozess im Mai 2003 wird Heidegger freigesprochen. Im Mai 2006 erhebt das Justizministerium Anklage gegen zwei Salzburger. Sie werden im Frühjahr 2007 in erster Instanz schuldig gesprochen.

Zwei Männer, die mit falschen Zeugenaussagen Heidegger im Jahr 1993 ins Gefängnis brachten, stehen heute, Dienstag, vor Gericht.

"Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2009

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